Das Jahr 2020 krempelte bei vielen Menschen in Deutschland den Alltag um und sie sahen sich neuen, unerwarteten Herausforderungen entgegen. Neue Technologien, wie Augmented Reality und Virtual Reality, bieten neue Lösungsansätze für einige dieser besonderen Herausforderungen. Nach dem Einfinden in einem Alltag mit Home-Office sowie Reiseeinschränkungen stellte sich schnell die Lust ein, sich mehr an der frischen Luft zu bewegen. Auch aufgrund der Reisebeschränkungen wurde der Wunsch nach dem Erleben neuer Erfahrungen und einem Ausbruch aus einem tristen Alltag groß. Berlin Crime Run kann eine Lösung zu Bewegungsmotivation bieten. Indem der Krimi-begeisterte Nutzer in seiner Freizeitgestaltung an einer besonders immersiven User Experience teilnimmt, motiviert diese ihn besonders zur sportlichen Betätigung. Die Ziele des Open-Data-Hackathons 2021 waren es, die Gesetze, Augmented oder Virtual Reality und Open Data in die Anwendung einzubinden. Die Anwendung Berlin Crime Run erreicht dieses Ziel durch die Einbindung von Infotainment. Diese verfolgt so einem Bildungsauftrag für seine Nutzer. Der Nutzer lernt durch die interaktive Teilnahme zur Aufklärung von Kriminalfällen diese kennen. Dabei wird nicht nur auf aktuelle Vorschriften und Gesetze eingegangen, sondern es werden Gesetze auch im historische Kontext betrachtet. Die Anwendung richtet sich besonders an Sportinteressierte, Krimi-Liebhaber, sowie Einwohner und Touristen, welche ihre Stadt näher kennenlernen möchten. In der Anwendung Berlin Crime Run hört der Nutzer ein spannendes Hörspiel zu Berliner Kriminalfällen. Dabei wird der Nutzer motiviert sich zu bewegen, da er erst durch eine gewisse Anzahl von Schritten dem Hörspiel weiter folgen kann. So kann der Nutzer während eines Laufs oder Spaziergang das Hörbuch hören und bequem Schritte sammeln. Ist ein bestimmter Meilenstein für den Nutzer erreicht, so kann er, sobald er wieder zu Hause angekommen ist, eine 360 Grad Ansicht öffnen bzw. eine Virtual Reality Umgebung betreten. Der Nutzer wird virtuell immersiv zu Berliner Sehenswürdigkeiten transportiert. Hier ist es ihm möglich in drei Dimensionen nach bestimmten Indizien zu suchen. Findet er diese Indizien, so führen sie ihn in der Handlung weiter. Durch die Erfahrung in der Virtualität hat der Nutzer das Gefühl an einem anderen Ort zu sein und Berlin zu erkunden. Insbesondere auch dann, wenn ihm reisen in Metropolen wie Berlin oder die Nutzung anderer kriminalistisch motivierter Entertainments, wie Escape-Rooms, zu teuer oder aktuell nicht möglich sind.
Entwicklungsprozess
Vor dem Beginn der Implementierung fand ein Design-Thinking-Prozess statt. Das Ziel dabei war, aus der Sicht des Nutzers zu betrachten, welche Anforderung an die Anwendung gestellt werden und wie daraufhin die einzelnen Ansichten der Benutzeroberfläche gestaltet werden müssen. Eine der relevanten Anforderungen an die Anwendung war, dass konzeptionell die Gesetze mit einbezogen werden. Diesbezüglich wurde nach Kriminalfällen recherchiert und daraufhin eigene ausgearbeitet. Zuerst wurden Profile von Verbrechern erstellt und passend zu dem jeweiligen Profil entsprechende Verstöße als auch dazugehörige Paragrafen zusammengetragen [1]. Daraufhin wurde eine Storyline entworfen und später eine Audiodatei für den Nutzer vertont. Simultan wurde ein Mockup mit mehreren Ansichten entworfen, welche zur Orientierung für die, danach folgende Implementierung, dienten. Eine weitere Anforderung an der Anwendung war die Einbindung von Augmented Reality. Während der Nutzer sich das Hörspiel anhört, bekommt dieser Hinweise und Indizien zur Unterstützung vom Lösen des Falls angezeigt. Infolgedessen wurden Ideen gesammelt, welche Indizien zu welchen Orten passen sowie sie dem Nutzer zugänglich gemacht werden können. Darüber hinaus wurden dazu passenden 3D-Objekte gesucht und in das Hörspiel eingebunden. Aufgrund der kurzen Zeit wurde nur nach wenigen 3D-Objekten gesucht und wenn diese sowohl lizenzfrei als auch kostenfrei waren, wurde sie in die Anwendung aufgenommen.
Um während des gesamten Hackathons einen Überblick zu erhalten, wurde ein Scrum Board erstellt. Die Idee des Boards war, trotz eines Online Hackathons gemeinsam Aufgaben zu erstellen, diese daraufhin den beteiligten Personen zuzuweisen oder gemeinsam daran arbeiten und generell die Übersicht aufrechtzuerhalten.
Die ursprüngliche Idee für die Anwendung war, eine AR-Anwendung zu implementieren. Aufgrund von SARS-CoV-2 konnte dies nicht im vollen Umfang erfolgen und daher wurde sich für eine Virtual Reality Anwendung entschieden. Um dennoch ein Gefühl des Vor-Ort-Seins zu kreieren, fand eine Recherche zu 360 Grad Bildern für den Ort Berlin statt. Diese sollen konzeptionell die Idee für AR veranschaulichen und in den eingebundenen Bildern 3D-Objekte (bsp. Indizien) darstellen. Alle 360 Grad Bilder von Berlin stammen von Wikimedia [2].
Prototyp
Im ersten Versuch sollte die Anwendung nativ mit AR-Kit [3] von Google umgesetzt werden. Dies wurde aber verworfen, um die App einer breiteren Masse zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund wurde auf Webtechnologie umgestiegen mit der Möglichkeit einer Hybrid-App. Die Anwendung wurde mit Angular [4]und Ionic [5] umgesetzt. Damit die Anwendung auch als App für Android sowie iOS zur Verfügung gestellt werden kann, wurde Cordova [6] eingebunden. Mit der Hilfe von Cordova und Ionic ist es möglich unter iOS und Android native Aufrufe zu tätigen, als auch den Zugriff auf das Dateisystem zu bekommen.
Beispiel für eine Hörspieldatei:
Für die Nutzung von Virtual Reality wurde A-Frame [7] als Bibliothek eingebunden. Die Anwendung ist mit einer Tab-Bar zur Navigation versehen worden und diese besitzt, wie in der Abbildung zu sehen, folgende drei Tabs: 1. Indizien-Suche 2. Audioplayer 3. Verdächtige Unter Indizien-Suche kann der Nutzer sich in einer 360 Grad Ansicht an einem Ort in Berlin umschauen und muss dort Indizien suchen. Im Audioplayer, welcher in der Abbildung zu sehen ist, kann der Nutzer sich das Hörspiel anhören. Darüber hinaus ist es möglich den aktuellen Titel zu skippen sowie 10 Sekunden vor als auch zurückgehen zu können. Unter Verdächtige kann der Nutzer in einen Baum angeordnete Verdächtige betrachten. Einerseits zeigen diese den Fortschritt in der App aufzeigen. Andererseits kann der Nutzer durch die Auswahl an Verdächtigen in der Anwendung navigieren und sich etwa alte Hörspiele erneut abspielen lassen.
Ausblick
Da es sich bei der Anwendung um einen Prototyp handelt, unterliegt ihr aktueller Stand der Entwicklung einigen Limitationen. Die Anwendung läuft gegenwärtig nur im Browser und während des zeitlich begrenzten Hackathons nicht vollständig umgesetzt worden ist. Der Bau einer iOS als auch Android App ist prinzipiell möglich, wurde jedoch nicht im Hackathon ausgeschöpft. Ebenfalls wurde sich wegen der Zeit auf die Browser-Anwendung konzentriert. Der Prototyp kann somit um verschiedene Punkte erweitert werden. Beispielsweise können weitere Sehenswürdigkeiten von Berlin als auch weitere Städte und deren Sehenswürdigkeiten hinzugefügt werden. In diesem Erweiterungsprozess könnten weitere Verdächtige und entsprechende Storys sowie Hörspiele hinzugefügt werden. Diese Erweiterbarkeit sollte zudem erleichtert werden, damit viele Nutzer, ähnlich wie bei Wikipedia, die Inhalte erweitern können oder ihre eigenen Konzepte erstellen und sich so ein Hypermedia-System generiert. Eine weitere mögliche Erweiterung könnte die deutlich aktivere Verfolgung von Kriminellen werden. Dazu muss der Nutzer einer von der Anwendung festgelegten Route folgen und diese innerhalb eines festen Zeitlimits ablaufen. Hierbei können zusätzliche Geräte, wie eine Smartwatch, einbezogen werden, welche nicht nur die Schritte und damit die Route des Nutzers verfolgt, sondern bietet auch die Möglichkeit der Touch-Interaktion. Auch zusätzliche Visualisierungen, die der Vermittlung juristisch weiterbildender Informationen dienen, wie die Einbindung von Kriminalstatistiken und eine Aufgabenstellung zur Analyse dieser, können die Anwendung erweitern. Diese Visualisierung können innerhalb der Virtuellen Umgebung dreidimensional dargestellt, um so ein stärkeres Interesse an den Daten beim Nutzer zu wecken.
Quellen
[1] Gesetze: https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/BJNR001270871.html [2] Bilder: https://commons.wikimedia.org/wiki/Main_Page [3] Google AR-Core: https://developers.google.com/ar/ [4] Angular: https://angular.io/ [5] Ionic: https://ionicframework.com/ [6] Cordova: https://cordova.apache.org/ [7] A-Frame: https://aframe.io/ Eine Projektarbeit im Rahmen des Moduls “Open Data Hackathon” im WS20/21 an der Universität zu Lübeck
Alexander Stoldt, Bea Vorhof, Anastasiya Yurtanova
Masterstudenten der Medieninformatik, Universität zu Lübeck