Ermöglichung einer digitalen und niedrigschwelligen Partizipation

Das Ziel des Forschungsprojektes war es menschzentriert eine App für Leichte Sprache und Partizipation als lernendes und dynamisches System unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zu entwickeln.
Die App sollte eine digitale und niedrigschwellige Partizipation in Leichter Sprache, im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention, ermöglichen, um die Medien- und Demokratiekompetenz der Gesellschaft zu stärken. Die Ermöglichung der Übersetzung von deutschen Texten in „Leichte Sprache“ sowie die Berücksichtigung der „guten Bürgerbeteiligung“ und „E-Partizipation“ stellten wichtige Aspekte des Projekts dar. Dabei sollten vor allem Menschen mit kognitiven Einschränkungen, aber auch Nicht-Muttersprachler, Kinder und Jugendliche im Fokus stehen. Perspektivisch geht die Anwendung unterdessen auf die Mehrsprachigkeit der Gesellschaft ein.
Vorgehen
In diesem Projekt wurden Anforderungen an eine mobile Beteiligungs-App erhoben und diese als Webanwendung umgesetzt. Die Entwicklung orientierte sich an den Prinzipien menschzentrierter Gestaltung. Nach einer Analyse des Stands von Wissenschaft und Praxis zur digitalen Partizipation für Menschen mit kognitiven Einschränkungen wurden Experteninterviews und Nutzerbefragungen mit Teilnehmenden der Schleswiger Werkstätten durchgeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse flossen in die Anforderungsdefinition und die Entwicklung einer App auf Basis der Open-Source-Plattform Decidim ein, die entsprechend angepasst wurde.
Die Gebrauchstauglichkeit wurde in einer summativen Evaluation erneut mit Teilnehmenden aus den Schleswiger Werkstätten überprüft. Sie verwendeten die App in realen Szenarien und gaben wertvolles Feedback zur weiteren Verbesserung.

Ergebnisse
Im Projekt wurde ein einfaches und zugängliches App-Layout entwickelt, indem die Textlast reduziert und Empfehlungen zur besseren Lesbarkeit umgesetzt wurden. Hierzu wurden in Texten und Beschriftungen kurze Sätze mit einfacher Grammatik und vertrautem Vokabular genutzt und diese durch alternative Formate, wie Bilder, Piktogramme, Audio und Video ergänzt. Eine wichtige Grundlage waren die Anforderungen der Zielgruppe sowie Kriterien aus den WCAG 2.1 („wahrnehmbar“ und „verständlich“).
Die App wurde auf Basis der Open-Source-Plattform Decidim umgesetzt und gezielt an die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst. Der Fokus lag auf zwei Beteiligungsformaten (Vorschläge und Abstimmungen), der Reduzierung von Komplexität sowie der Optimierung der Sprache. Standardtexte wurden in Leichte Sprache übersetzt, längere Inhalte fachlich geprüft und ein Erklärvideo erstellt. Um die Texte auf Verständlichkeit und Kriterien Leichter Sprache zu überprüfen, wurde ein Browser-Plugin eingesetzt. Die so entstandenen Texte wurden zusätzlich von Expert:innen überprüft.
Die summative Evaluation mit Teilnehmenden aus den Schleswiger Werkstätten zeigte insgesamt positives Feedback. Das Erklärvideo erleichterte den Einstieg, und die App wurde als hilfreiche Möglichkeit zur digitalen Beteiligung wahrgenommen. Gleichzeitig wurden Optimierungspotenziale identifiziert – etwa bei Suchfunktionen, Rückmeldungen zu Aktionen oder der Darstellung von Eingabefeldern.
Die Ergebnisse unterstreichen das Potenzial digitaler Lösungen, die Inklusion und Teilhabe von Menschen mit kognitiven Einschränkungen zu fördern. Sie geben zudem wichtige Impulse für zukünftige Projekte, z. B. zur stärkeren Berücksichtigung hybrider Beteiligungsformate, zur Weiterentwicklung der App-Funktionen oder zur Einbindung automatischer Übersetzungen in Leichte Sprache.

Mehr Details
Die Ergebnisse des Projekts wurden auf der wissenschaftlichen Konferenz „Gemeinschaften in Neuen Medien“ (GeNeMe) 2023 vorgestellt. Die Publikation kann hier heruntergeladen werden: https://doi.org/10.25368/2024.274
Wenn Sie Interesse an einem Austausch oder an weiteren Informationen haben, schreiben Sie uns gerne (Ansprechpartner: Florian König, f.koenig@uni-luebeck.de).
Laufzeit
Juni 2022 bis Dezember 2022
Gefördert von


Verbundpartner und assoziierte Partner

